Verschiedene Arten von Angst

Interview mit Tanis Helliwell
von Verena Deeken
Angst ist das beunruhigende Gefühl, dass irgendetwas, das wir vermeiden möchten, eintreten wird. Und Angst kann verschiedene Intensitätsstufen haben.
Es kann eine milde Form der Angst eine Art ständiger Sorge sein. Viele Menschen haben diese chronische Anspannung, weil es so viele Dinge gibt, um die man sich Sorgen machen kann in dieser Welt wie die Finanzen, die Umwelt, geliebte Menschen, Arbeit, Krankheit. Sie fühlen diese Sorge immer und glauben, es ist normal, weil sie einen Zustand ohne Sorge überhaupt nicht kennen.
Dann gibt es stärkere Ängste – diese Ängste sind oft vorhersagbar und sind Teil des kollektiven Unbewussten, das sich seit Jahrmillionen entwickelt hat. Es sind Ängste wie etwa die Angst vor Schlangen, die aus den Erfahrungen unserer Vorväter und von den vielen Regionen dieser Welt, wo giftige Schlangen uns gefährlich werden können, stammt. Oder die Angst vor giftigen Insekten wie Spinnen und Skorpionen oder vor Raubtieren, die uns angreifen könnten, und die uns auf der Hut sein lassen, wenn wir im Wald spazieren gehen.
Es kann auch etwas aus einem vorigen Leben sein wie beispielweise die Angst vor dem Ertrinken oder Wasser, obwohl wir keinerlei negativen Erfahrungen aus unsrem jetzigen Leben haben. So fürchten wir uns davor Schwimmen oder ins Wasser zu gehen oder wir fürchten, dass wir aus den Tiefen des Meeres von einem Hai angegriffen werden könnten.
Und dann gibt es die Ängste, die tatsächlich mit unsrem heutigen Leben zu tun haben. Oft handelt es sich um die Angst vor Ablehnung oder dem Verlassenwerden, wenn wir die Erfahrung gemacht haben, dass unsere Eltern uns nicht geliebt oder nicht in einer Art und Weise geliebt haben, das uns das Gefühl gegeben hat willkommen und beschützt zu sein. Wenn wir solche Ängste haben, versuchen wir entweder es allen Recht zu machen und uns von ihnen Bestätigung zu holen oder wir entwickeln eine Abneigung uns auf jemanden oder etwas einzulassen, werden keine engen Liebesbeziehungen oder Kinder haben und als Erste eine Beziehung beenden um ja nicht verlassen zu werden.
Eine andere weitverbreitete Angst ist die zu versagen. Menschen mit Versagensangst entwickeln ein großes Interesse an Statusobjekten wie Geld, materiellem Besitz, einer Top-Position und allem anderen, was man zeigen kann, nichts jedoch von intrinsischem Wert. Solche Menschen haben oft ein übergroßes Ego und wollen immer Perfekt sein. Sie tun sich oft schwer, wenn sie keine Antwort für ein Problem haben oder versuchen Fehler zu vertuschen, so dass sie es nicht zugeben müssen. Unter keinen Umständen wollen sie Schwäche zeigen.
Mangel ist eine weitere Angst, die häufig anzutreffen ist. Es ist das Gefühl nicht zu genügen, es nicht verdient zu haben, etwas zu besitzen oder zu erhalten. Dies ist ein Zeichen für ein unterentwickeltes Ego und für mangelnden Selbstwert. Menschen mit dieser Art Angst fühlen sich oft als Opfer und haben die Gabe, sich Dinge zu vermasseln, sich selbst zu sabotieren, indem sie vor einem wichtigen Ereignis krank werden oder große, unübersehbare Fehler begehen. Da sie glauben, dass ihnen nichts zusteht, wissen sie oftmals nicht, was sie wollen und versuchen dann Grenzen aufzubauen und sich zu betäuben.
Dann gibt es die Angst, die Kontrolle zu verlieren. Wenn jemand alle anderen Ängste überwunden hat, bleibt oft die Angst vor Kontrollverlust. Häufiges Indiz für diese Angst ist es, einer Verlockung nach der anderen zu folgen und sich niemals richtig darauf einzulassen aus Sorge die eigene Unabhängigkeit zu verlieren. Sie können eine Sucht nach Reizen, nach neuen stimulierenden Situationen entwickeln. Und sie fürchten sich vor Langeweile und davor nicht jeden Moment mit Aktion gefüllt zu haben. Sie fürchten sich auch vor Krankheit, Schmerz und den Tod – manchmal nicht so sehr des Sterben selber aber der Schmerz und das Leiden, das mit dem Sterben einhergehen kann, und das letztlich die Angst ist, die Kontrolle über die Situation zu verlieren.
Die Ursachen von Angst
Warum entwickeln wir Angst? Dient die Angst einem positiven Zweck? Auf eine bestimmte Art und Weise zeigt die Angst, wo wir feststecken, wo wir nicht wachsen. Jedes Mal wenn wir Angst haben, wissen wir, dass wir uns einschnüren, dass wir ein- aber nicht wieder ausatmen.
Wenn wir mit unserer Angst in Berührung kommen, können wir größere Aufmerksamkeit entwickeln. Wir können uns fragen, ist die Angst etwas, was den unmittelbaren Moment betrifft, was gerade jetzt passiert? Oder ist diese Angst etwas aus der Vergangenheit? Du könntest zum Beispiel drei Millionen Dollar auf der Bank haben und trotzdem fürchten nicht genügend Geld zu haben und dass du als Bettler enden könntest. Wir haben eine nicht begründete Angst, es zu verlieren, so dass wir uns nie entspannen und nie unsere Fülle genießen können.
Ängste können begründet sein, beispielsweise wenn ich mich vor einem Angriff fürchte, wenn ich mitten in der Nacht in einer bedrohlichen Nachbarschaft alleine auf der Straße unterwegs bin oder Ängste können grundlos sein, das hängt vom jeweiligen Kontext ab. Wir möchten grundlose Ängste loswerden, weil sie uns daran hindern unser Leben zu genießen und im Frieden mit uns zu sein. Wir müssen uns selber gut kennen und lernen zu unterscheiden, ob es sich um eine begründete Angst handelt, die uns schützt oder vielleicht sogar lebensrettend ist oder ob es eine grundlose Angst ist, die uns zurückhält.
Ursprünge der Angst
In den Anfängen der Menschheit drehten sich Ängste meist ums Physische wie die Angst zu Verhungern, ums Überleben, vor Dunkelheit und der Nacht. Später bezogen sie sich eher auf emotionale Dinge, wie die Angst vor Ablehnung, davor verlassen oder ausgeschlossen zu werden und alles was seelische Verletzungen verursacht. Heute in der westlichen Welt sehen wir uns mehr mit spirituellen Ängsten konfrontiert. Ängste wie die unseren Daseinszweck zu verfehlen, nicht genügend Dienst an der Menschheit zu leisten, nicht genügend zu geben.
All diesen Ängsten liegt ein Gefühl von Mangel zugrunde. Und was das wirklich heißt ist, dass wir dem Göttlichen nicht vertrauen, dass wir so, wie wir sind, perfekt sind. Wie Jesus sagte: „Lernt von den Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht, ich sage euch aber: Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen.“ Wir müssen wirklich fest daran glauben, dass wir nicht hart arbeiten müssen, um unseren Wert zu beweisen; wir müssen lediglich authentisch und wir selbst sein.
Jenseits der Angst
Es ist unsere persönliche Erfahrung, die die Botschaft kreiert, die dann die Angst kreiert. Und diese Angst wirkt sich emotional auf unseren Mandelkern (Amygdala) aus. Eine Verletzung kann entweder von einem sehr schlimmen Ereignis stammen oder aufgrund wiederholter schlechter Erfahrungen hervorgerufen werden. Diese Glaubenssätze führen zu bestimmten Verhaltensweisen, die uns unglücklich machen oder einschränken.
Wir können uns jenseits der Angst bewegen, wenn wir tun, was wir am meisten fürchten. Indem wir immer wieder handeln, obwohl wir Angst haben, strecken wir uns und wachsen. Eine häufige Angst ist beispielsweise in der Öffentlichkeit zu sprechen. Warum? Das kollektive Unbewusste sagt uns, dass wir von einem Raubtier angegriffen werden könnten, wenn wir unseren Kopf aus der Masse stecken. Also fühlen wir uns verletzlich, wenn alle Augen auf uns gerichtet sind.
Wenn unsere Angst sehr groß ist, müssen wir gegebenenfalls kleine Schritte gehen, um unser Ziel zu erreichen. Was passiert, wenn wir zum Beispiel Flugangst haben? Wir könnten eine Therapeutin aufsuchen, die sich darauf spezialisiert hat oder wir könnten Bücher darüber lesen oder Kurse besuchen, die uns helfen diese Angst zu überwinden. Wir müssen auf diesem Gebiet tätig werden, um unser Ziel der Angstfreiheit zu erreichen. Irgendwann, wenn wir genügend Schritte getan haben, erreichen wir einen Punkt, wo wir tatsächlich zu dem Flugzeug gehen und beobachten, wann die Angst einsetzt. Wenn du ins Flugzeug steigst wenn das Flugzeug abhebt wenn du in der Luft bist? Dies sind am Ende die Schritte, die wir gehen müssen.
Transformation der Angst
Unterschiedliche Ängste können zeitgleich bestehen und jede kann in einer anderen Situation auftauchen. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns jede Angst einzeln ansehen. In unsrem Online-Kurs Transformation der Angst haben wir Fragebögen und Übungen für die unterschiedlichen Ängste, die uns helfen sie zu identifizieren und zu verstehen wie sie zusammenspielen. Wir müssen jeder einzelnen Angst, dort begegnen und uns ihr stellen, wo sie auftritt. Unser Ziel ist es, authentisch wir selbst zu sein und einen Zustand der Furchtlosigkeit zu erreichen. Dann müssen wir nicht mehr in irgendeiner Weise beweisen, dass wir wertvolle Menschen sind, die unseren Platz hier in der Welt erst verdienen müssen.
Es ist möglich, furchtlos zu sein. Und je mehr wir uns unseren Ängsten stellen, je furchtloser werden wir. Wenn wir den Zustand der Furchtlosigkeit erreicht haben, gibt es kein Gut und kein Böse sondern nur die Möglichkeit zu lernen und zu wachsen. Durch diesen Heilungsweg der Selbst-Wahrnehmung, Selbst-Annahme und der Selbstliebe erleben wir in unserem tiefsten Inneren, dass das Gegenteil von Angst die Liebe ist.
Erfahre mehr mit unserem IIT-E-Kurs Transformation der Angst hier.